Meine ILS-Fernstudiums-Kollegin Heike Stiegler ruft zur Blogparade zu einem wahrlich diskutablen Thema: Dürfen sich nur unter 30-jährige als “Digital Natives” bezeichnen?

Worum es grundlegend bei ihrer Fragestellung geht: Sollte nur eine bestimmte Altersgruppe Social Media im professionellen Rahmen anwenden und weitervermitteln? Kann man nur gute Social-Media-Strategien entwickeln, wenn man unter 30 ist? Können alle jenseits der 30 die Sprache des Social Webs nicht mehr sprechen? Sind nur Teenager bei Facebook? Und überhaupt: sollten all die über 30-jährigen Fossile nicht lieber unter ihrer Rheumadecke liegen und den Shopping-Kanal verfolgen?

Letzteres war mein eigener ironischer Seitenhieb, aber ich will meine Stellungnahme zu diesem Thema nicht vorweg nehmen. Vorher eine kleine Einführung:

Was sind Digital Natives?

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden unter Digital Natives die Generationen verstanden, die mit digitaler Technologie und deren Gebrauch aufwuchsen. Ergo, denen Computer, Internet, Handys und MP3-Player von Kindesbeinen an zur Verfügung standen und die mit dieser Technik sozialisiert wurden. Die genaue Altersgrenze wird unterschiedlich gesetzt, bewegt sich aber meist um 1980 als ältesten Geburtsjahrgang.

Den Gegensatz bilden die Digital Immigrants, die die neuen Technologien erst im Erwachsenenalter kennenlernten. Das sind die Leute, die sich eine e-Mail ausdrucken, anstatt sie am PC zu lesen.

 

Digital Natives und Social Media

 

Schlussfolgerung ist nun, dass Digital Natives aufgrund ihrer Vertrautheit mit neuer Technologie auch besser Social Media “können”. Denn immerhin ist Social Media nach den neuen Technologien nun die neue Art, zu kommunizieren. Aber ist das wirklich so?

Heike wurde zu ihrer Blogparade durch einen Artikel angeregt, der eine Lanze für die “junge” Generation im professionellen Social-Media-Einsatz brach. Ich erinnere mich, vor mehreren Monaten ebenfalls einen Artikel gelesen zu haben, der sogar noch einen Schritt weiter gegangen war: Niemand über 25 würde Social Media wirklich verstehen und anwenden können. Der Artikel entstammte den USA, wo ja bekanntlich alles größer ist. Scheinbar auch das Schubladendenken.

Die Ebenen der Kommunikation

 

Kommen wir also zum Kern des Themas. Es scheint fast unumgänglich in der menschlichen Kommunikation zu sein, unterschiedliche Ebenen zusammenzuwürfeln. Das Ergebnis könnte dann zum Beispiel die Frage “Beherrschen nur unter 30-Jährige Social Media?” sein.

Nun ist mir wenig so verhasst wie Verallgemeinerung und Schubladendenken. Und in dieser Frage sind so viele Ebenen und Fragen in den gleichen Topf geworfen worden, dass ich nun die Wichtigsten separat stellen und beantworten will:

Fällt den Digital Natives der Umgang mit neuer Technologie leichter?

Vielleicht. Aber bestimmt nicht grundsätzlich.

Tun sich viele Leute, die nicht mit neuer Technologie aufgewachsen sind, damit schwer?

Dito.

Verstehen Digital Natives automatisch etwas von Social-Media-Strategie, weil sie wissen, wie Facebook funktioniert?

Nein.

Verstehen Personen über 30 Social Media schlechter?

Nicht unbedingt. Warum auch? Verlernt man ab 30, wie man mit Menschen kommuniziert? Oder, wie man etwas Neues dazulernt?

Ist es ratsam, wenn Personen mit langjähriger Erfahrung im Vertrieb, Marketing, PR etc. die dort gängigen Konzepte 1:1 auf Social Media übertragen?

Nein. Aber das ist es nie, unabhängig vom Alter der Person.

Hat gutes Verständnis von Social Media mit dem Alter zu tun?

Nein. Aber es hat etwas mit gutem Verständnis von Social Media zu tun.

 

(K)ein Weisheits letzter Schluss

 

Ich finde es ein wenig unsinnig, das Verständnis von Social Media am Alter festmachen zu wollen. Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich so viele Jüngere gibt, die Ahnung von Social Media im professionellen Kontext haben. Oder, ob es im Gegenzug bei den über 30-Jährigen so viele Ahnungslose gibt. Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich bewusst und persönlich nur eine Person unter 30, die Ahnung von professioneller Social Media hat, und das ist meine Kollegin Frauke Bitomsky.

Ich bin 35 und habe daher den IMG_5864_AlejandroEscamilla_klletzten Digital Natives-Geburtsjahrgang um drei Jahre verpasst. Dennoch hatten wir zuhause unseren ersten Computer, als ich noch in der Grundschule war. Neue Technologien sind mir eigentlich nie fremd gewesen. Andererseits kenne ich eine Menge Leute unter 30, die damit weitaus weniger vertraut sind als ich.

Natürlich ist es unsinnig, Social Media unreflektiert als weiteren Werbekanal zu behandeln, und es mag sogar so sein, dass sich speziell ältere Jahrgänge damit schwer tun, sich neuen Wegen zu öffnen.

Es ist jedoch nicht grundsätzlich eine Frage des Alters, sondern eine Frage von Interesse und Vorbildung. Warum sollte ein Mittzwanziger kompetent im Thema Social-Media-Strategien sein, nur weil er vielleicht Social Media privat nutzt? Warum sollte jemand mit 40 Jahren Social Media nicht verstehen können? Nicht jeder unter 30 mag Social Media, nicht jeder über 30 kann nichts Neues mehr lernen.

Wenn sich die Person für das Thema interessiert, die entsprechenden Talente und Bildung besitzt, ist es gleichgültig, wie alt sie ist.

Ach, übrigens: Das Durchschnittsalter der Facebook-Nutzer liegt bei über 38 Jahren.

 

avatar

Stefanie Norden

Stefanie Norden ist Pinterest Virtual Assistant im Team von B2N Social Media Services. Unser Team unterstützt kleine Unternehmen, sich auch als Anfänger und mit wenig Zeit im Social Web bekannt zu machen. Hier erfährst Du, wie wir auch Dir helfen können, online neue Interessenten zu gewinnen.

Mehr lesen: