In der letzten Woche gab Google überraschend bekannt, dass zum 1. Juli hin der Google Reader eingestellt werden wird, welcher der bekannteste RSS Client war. RSS („Really Simple Syndication“) ist ein alter, offener Standard, mit dem Webseiten und Blogs abonniert und alle neuen Beiträge dieser Seiten im Reader des Abonnenten gesammelt aufgeführt werden.
Nicht alle sind zufrieden mit Googles Ankündigung, doch bieten sich durch diesen Schritt auch neue Möglichkeiten. Durch den Wegfall des Marktführers entsteht Raum für Neuerungen im Bereich der RSS Clients und in den vielen alternativen Readern wird sicherlich jeder einen guten Ersatz für den Google Reader finden. Einige der Alternativen werden in diesem Artikel aufgeführt.
Proteste und Chancen
In der offiziellen Begründung von Google für die Einstellung des Readers heißt es, dass dessen Nutzung zurückgegangen sei. Brian Shih, der ehemalige Produktmanager des Readers, erklärt hingegen, dass Google schon seit 2008 das Entwicklerteam des Readers immer wieder abziehen und für andere Projekte wie Buzz oder Google+ einsetzen wollte. Während viele Nutzer des Readers Sturm liefen und sogar eine Petition ins Leben riefen, um den Reader zu erhalten, sah die Zeit sogar das Ende des freien Internets kommen.
Dass nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, hat sich auch in diesem Fall wieder gezeigt. Der Google Reader ist vielleicht der bekannteste, aber bei weitem nicht der einzige RSS Client. Der Erfinder von RSS, Dave Winer, sieht es sogar positiv, dass der Google Reader verschwinden wird, da sich so der Markt wieder für die vielen alternativen RSS Clients öffnet und sich Chancen für Innovationen bieten.
Alternativen zum Google Reader
Bald nach der Bekanntgabe von Google kamen einige andere RSS Reader ins Gespräch. Als erste Alternative wird von den meisten Seiten Feedly genannt, doch es gibt weitere Reader, die ebenfalls einen Blick wird sind. Hier gibt es einen kurzen Überblick über einige Alternativen:
Feedly
Feedly ist elegant und einfach gestaltet. Für alle, die mit allen Geräten nur einen Reader verwenden wollen, ist Feedly die reizvollste Alternative zu Google, denn Feedly kann sowohl im Browser (Firefox, Safari, Chrome) als auch über kostenlose Apps für Androids und iOS verwendet werden, die auch für Tablets angepasst sind. Der Zuwachs von 500.000 neuen Nutzern spricht für sich. Es wird kein eigener Webspace für Feedly benötigt. Der Umzug vom Google Reader zu Feedly soll problemlos laufen; von Feedly gibt es zudem einige Tipps.
Feedly existiert seit 2008 und soll weiterhin kostenlos bleiben, allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass sich dieses Geschäftsmodell als tragfähig erweist.
Fever
Anders als Feedly bietet Fever die zusätzliche Funktion anzeigen zu lassen, welche Artikel der abonnierten Quellen besonders häufig zitiert, kommentiert und diskutiert werden. Dies ermöglicht es, sich auf die Seiten zu konzentrieren, die eigene Themen setzen. Allerdings kostet die Fever Software einmalig 30$ und es wird ein wenig eigener Webspace benötigt. Zudem wird Fever auf absehbare Zeit offiziell nur für mobile Geräte nutzbar sein. Innovationen in der Software wird es vorerst nicht geben, da der Entwickler derzeit mit einem Spieleprojekt beschäftigt ist.
Eine ausführliche Rezension zu Fever gibt es vom Spiegel.
Newsblur
Newblur ist wieder ein webbasierter Reader. Was die Funktionen betrifft, entspricht Newsblur weitestgehend dem Google Reader, allerdings ist diese Alternative für den Browser optisch nicht sehr modern gehalten. Die Apps für Android und iOS sind kostenlos und optisch ansprechender. Weiterhin bietet Newsblur intelligente Filter, die anhand der Bewertung der Artikel lernen.
Ganz kostenlos ist die Nutzung von Newsblur nicht: Wer mehr als 64 Quellen verwenden will, muss einen Dollar im Monat bezahlen. Derzeit ist der Ansturm allerdings so groß, dass die Serverlast des Anbieters um das 15-fache gestiegen und der Dienst ein wenig langsam ist.
The Old Reader
Diese Alternative stellt quasi einen Klon des Google Readers dar. Google-Reader-Einstellungen können problemlos importiert werden. Wie auch Newsblur ist aber auch The Old Reader mit dem großen Ansturm neuer Nutzer etwas überfordert. Die Funktionen zum Teilen sind nur über Facebook nutzbar, Apps für mobile Geräte gibt es bisher noch nicht. Dafür können die Einstellungen vom Google Reader importiert werden. Bisher haben sich bereits 100.000 neue Nutzer angemeldet.
Digg
Digg plant einen kompletten Klon des Google Readers. Der neue Reader soll noch vor dem Ende des Google Readers fertiggestellt sein. Einzelheiten, was genau er leisten soll, sind noch nicht bekannt.
Good Noows
GoodNoows ist für die Nutzer geeignet, die sich nicht entscheiden können, ob sie ihre Feeds lieber im Magazin-Stil von Feedly oder in der Listenansicht des Google-Readers sortiert haben wollen, denn hier kann man zwischen beiden Ansichten wechseln oder sich für eine andere der insgesamt zehn verschiedenen Ansichten entscheiden.
Bis eigene Feeds importiert werden, zeigt GoodNoows Nachrichten aus beliebten Quellen, angeordnet in Kategorien. Nach dem Import eigener Feeds erhält man eine Mischung aus abonnierten Artikeln und allgemeinen Quellen.
NetVibes
NetVibes bietet nicht nur die Möglichkeit, RSS Feeds zu abonnieren, sondern zudem in einem Dashboard Widgets für Feeds anzulegen und diese in Ordnern zu sortieren. Leider hat bietet auch NetVibes noch keine Apps für Smartphones an. Dafür bietet NetVibes kostenpflichtige Zusatzfunktionen wie die Möglichkeit, Marken in den sozialen Netzwerken zu verfolgen und zu verfolgen, wie Konsumenten auf die eigenen Produkte reagieren.
Pulse
Android Nutzer kennen Pulse, da es auf den meisten Tablets vorinstalliert ist. Auch im Browser kann man Pulse nutzen. Zum Organisieren der Feeds bietet Pulse mehrere Spalten an; zusätzlich zu den eigenen Feeds kann man sich hier auch Nachrichten vorschlagen lassen. Die Google Reader Einstellungen können importiert werden.
NetNewsWire
Diese Alternative funktioniert als Erweiterung des Google-Readers und als Einzellösung. Es gibt Apps für Mac, iPad und iPhone. NetNewsWire finanziert sich über Werbeeinblendungen, die für 14,95$ entfernt werden können. Artikel können über Twitter geteilt werden.
Bloglines
Bei Bloglines kann man sowohl eigene RSS Feeds hinzufügen als auch aus einer Liste wählen. Die Feeds werden in Blöcken dargestellt.
Flipboard
Flipboard ist als App für Android und iOS erhältlich und zeigt die Feeds magazinartig mit vielen eingebetteten Bildern an. Leider gibt es keine Desktop Variante von Flipboard.
Zite
Zite ist ebenfalls für Android und iOS und kann nicht nur Feeds anzeigen, sondern auch immer wieder neue, zum Interessensgebiet des Anwenders passende Nachrichten finden.
Links
www.spiegel.de:
Reader-Einstellung: Google macht sich unbeliebt
RSS-Leser: Google stellt den Reader ein – drei Alternativen
www.gizmodo.de: 7 Alternativen zum bald toten Google Reader
www.t3n.de: 28 News-Aggregatoren gegen die Informationsflut
Nicht zu vergessen: geeigneter Google Reader Ersatz zum selber hosten Tiny Tiny RSS.