Ist Google+ für Unternehmen eigentlich (noch) notwendig?
Vor drei, vier Jahren war die Antwort noch deutlich entschiedener, wenn diese Frage gestellt wurde. Inzwischen kann das Thema Google+ durchaus kritischer betrachtet werden. Das wird schon dadurch deutlich, dass die Suchergebnisse von Google selbst fast alle aus den Jahren 2012 bis 2014 stammen.
Also kannst Du das Thema einfach abhaken? Darauf gebe ich Dir eine typische Antwort im Social-Media-Kontext: Kommt ganz drauf an. Lass uns den Sinn oder Unsinn von Google+ für Unternehmen einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Google+ wächst enorm schnell
Google+ ist seit dem 28. Juni 2011 online. Anfangs konnte man nur auf Einladung eines bereits registrierten Nutzers dazukommen, später gab es kein Hindernis mehr. Die Zahl der Accounts ist dabei schnell und stetig gewachsen: Aus den 170 Millionen Nutzern im Jahr 2012 sind bis zum April 2017 3,35 Milliarden geworden. Eine solche Größe macht ein Netzwerk erst einmal unglaublich attraktiv und erweckt den Eindruck, Goolge+ für Unternehmen wäre eine gute Sache.
Der Haken: Die allermeisten dieser Profile werden nie genutzt. Inaktive Nutzer löschen ihre Profile in der Regel nicht. Außerdem nötigt Google einem ein Profil schon mehr oder weniger dreist auf. So haben Android-Nutzer z. B. gar keine andere Wahl als auch bei Google+ vertreten zu sein. Deshalb sieht das Ergebnis für die Profile, die wenigstens früher einmal aktiv waren, deutlich nüchterner aus: Gerade einmal 9% der Profile haben jemals etwas gepostet.
Anders als 2011 und 2012 noch vermutet, war Google+ also nicht der schnelle Untergang für Facebook, dessen frustrierte Nutzer sich nach einer Alternative sehnten. Während Google+ anfangs noch recht belebt war – immerhin war es neu und anders – hat sich die allgemeine Aktivität nach und nach gelegt. Inzwischen haben sogar die scherzhaften Vergleiche mit ausgestorbenen Westerndörfern einen Bart. Es bleibt also die Frage: Ist Google+ für Unternehmen sinnvoll oder nicht?
Hü und Hott: Die Wahrheit liegt in der Mitte
Von vornherein festlegen, dass Google+ für Unternehmen eine Zeitverschwendung ist, will ich nicht. Denn es gibt sie noch, die Kerngruppe aus Nutzern, die Google+ nutzen. Ehe Du das Netzwerk links liegen lässt, lohnt es sich also, genauer hinzuschauen.
Es stimmt, dass Google+ aus Marketingsicht nicht unbedingt die angenehmste Umgebung ist. Der Fokus liegt auf Inhalten, während Profilinformationen von Nutzern und Unternehmensseiten in den Hintergrund rücken. Auch kannst Du hier deutlich weniger Nutzer erreichen als z. B. auf Facebook oder Twitter.
Allerdings: Google hat hier nachgelegt. Über die unterschiedlichen Communities können Unternehmen ihre Zielgruppe sehr direkt ansprechen. Zwar ist nicht die Zielgruppe jeder Branche auf Google+ vertreten. Gehören sie aber zu den Top-Berufsgruppen auf Google+, hast Du gute Chancen: Ingenieure, Entwickler und Designer. Google+ für Unternehmen kann also ein lohnender Schritt sein, wenn Du ein Nischenpublikum ansprechen willst.
Bei der Art der Inhalte liegen eindeutig Bilder vorne. Google hat mit dem Feature “Image Zoom” und der RAISR-Technologie dafür gesorgt, dass die Datengröße verringert wurde und gleichzeitig Bilder ohne Qualitätseinbußen vergrößert werden können. Damit wurde Google+ interessant für Nischenpublika, die sich in Communities zusammenfinden und Fotosammlungen austauschen. Mit der passenden Strategie und hochwertigen Bildern kannst Du hier durchaus punkten.
Ein weiterer Vorteil von Google+ sind die Hangouts: Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern, die sich auch mit dem Smartphone oder Tablet einwählen können.
Das leidige Thema SEO
Spätestens der Punkt mit der Auffindbarkeit in Suchmaschinen macht Google+ für Unternehmen relevant. Eine Unternehmensseite auf Google+ bedeutet jetzt natürlich nicht, dass Deine Platzierung in den Suchergebnissen von Google schlagartig durch die Decke geht. Für die lokale Suchmaschinenoptimierung ist Google+ allerdings sehr nützlich. Hast Du Dein Unternehmen hier angelegt, verortet Google Dich direkt lokal. Der Eintrag gilt außerdem als Verifizierung Deines Standortes.
Davon ab nutzt Google als Suchmaschine die Angaben im eigenen Netzwerk Google+ gerne als vertrauenswürdig. Da beides vom gleichen Konzern stammt, ist das Vertrauen hoch, dass die Angaben bei Google+ relevant und vertrauenswürdig sind. Und nicht zuletzt sind häufig auf Google “geplusste” Inhalte alles andere als schädlich für Dich – wenn Du Traffic generieren willst, ist allerdings Pinterest die bessere Alternative.
Bei Google anmelden
Um eine Unternehmensseite zu erstellen, brauchst Du zuerst ein eigenes Google-Konto. Falls Du bereits eines hast, weil Du z. B. Gmail nutzt oder ein Android-Handy besitzt, kannst Du Dich hier direkt einloggen.
Soll die spätere Unternehmensseite von mehreren Personen betreut werden, empfiehlt es sich, ein neues Profil ausschließlich für diese Seite einzurichten und allen Administratoren die Zugangsdaten zu geben. Was es dabei zu beachtet gibt, erklärt Google hier.
Falls Du noch nicht registriert bist, kannst Du dies einfach in 5 Schritten tun. Dies dauert nur wenige Minuten. Fülle das Formular auf dieser Seite aus. Im nächsten Schritt wird von Google mithilfe einer kurzen Nachricht am Telefon oder per SMS geprüft, ob Du ein echter Nutzer bist. Gib an, ob Du eine SMS oder einen Anruf möchtest, und gib im nächsten Schritt die übermittelte Nummer ein. Ist der Code richtig, erhältst Du eine Bestätigungsmail an die im Anmeldeformular eingegebene E-Mail-Adresse.
Google+ für Unternehmen einrichten
Nun wird es etwas kompliziert. Google+ hat sowohl Brand-Konten, Unternehmenskonten als auch Unternehmensseiten. In puncto Nutzerfreundlichkeit ist dies nicht sehr gut durchdacht, denn es macht den Einstieg für Neulinge unnötig kompliziert. Schlüsseln wir es also näher auf:
Brand-Konten
Du kannst ein Brand-Konto einrichten, um bestimmte Google-Dienste wie Google+ oder YouTube zu nutzen. Brand-Konten sind also Google-Konten für Unternehmen, die auch von verschiedenen Personen betreut werden können.
Google+ Seiten
Mit einer Google+ Seite kannst Du Beiträge erstellen, andere Beiträge plussen, Sammlungen erstellen, Communities erstellen und ihnen beitreten oder anderen Profilen und Seiten auf Google+ folgen. Du kannst sowohl mit Deinem Brand-Konto eine Seite erstellen als auch von Deiner Seite aus ein Brand-Konto einrichten. Alle Details zu Google+-Seiten findest Du hier.
Unternehmenskonto
Wenn später mehrere Personen den Unternehmensauftritt auf Google+ betreuen sollen, solltest Du ein Unternehmenskonto einrichten. Dieses wurde von Google speziell für diesen Fall entwickelt. Der Vorgang ist sehr schnell abgeschlossen und besteht aus nur 4 Schritten. Hier erklärt Google, wie Du dabei vorgehen musst.
My Business
Google My Business ist ein Branchenverzeichnis von Google. Du hast es wahrscheinlich schon häufiger gesehen, als Dir bewusst ist. Wenn immer Du bei Google nach einem Ladengeschäft, einer Arztpraxis oder auch einem Einkaufscenter suchst, findest Du fast immer die wichtigsten Daten prominent über oder rechts neben den Suchergebnissen präsentiert: Name, Adresse, Öffnungszeiten und andere für Kunden relevante Angaben sind aufgeführt. Wenn Du Wert darauf legst, in den lokalen Suchergebnissen gut dazustehen, solltest Du einen Eintrag in My Business in Betracht ziehen. Klicke einfach hier, um Dein Unternehmen bei Google My Business zu hinterlegen.
Fazit
Google+ ist nach wie vor ein großes Netzwerk. In den meisten Fällen hat Google+ für Unternehmen keine Vorteile. Das kann aber nicht verallgemeinert werden, da bestimmte Zielgruppen hier gut vertreten und aktiv sind. Deshalb solltest Du immer genau prüfen, ob Deine Kunden auf Google+ unterwegs sind oder nicht.
Für die Platzierung in den Suchergebnissen von Google, insbesondere den lokalen Suchergbnissen, lohnt es sich ebenfalls, einmal näher zu prüfen, ob zumindest ein Eintrag bei My Business angegangen werden sollte.
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Dieser Artikel erschien erstmalig am 26.03.2014 und wurde am 12.12.2017 aktualisiert.