Im letzten November kam der Film „More than Honey“ ins Kino. Damals berichteten wir über das weltweite Bienensterben und versprachen eine Rezension über den Film. Ein wenig später als gedacht ist es nun soweit.
Im Film werden verschiedene Orte und Imker und ihre Bienenstöcke vorgestellt. Von einem kleinen Häuschen in den naturbelassenen Alpen mit vielleicht zwanzig Völkern zu einem amerikanischem Großimker mit mehreren tausend Bienenstöcken über einem amerikanischem Imker, der Killerbienen hält, bis zu den Regionen in China, in denen es aufgrund von Pestizideinsatz gar keine Bienen mehr gibt. Dazu gibt es sowohl faszinierende als auch erschreckende Bilder der kleinen Nektarsammler und viele Einblicke in das Leben innerhalb eines Bienenstocks.
Alpen
Der Imker trägt keinen Imkeranzug,
während er sich zwischen seinen Bienenvölkern bewegt. Es wird kein Gift gespritzt, auf den Wiesen wachsen die verschiedensten Kräuter und Blumen. Noch ist die Welt hier in Ordnung, aber auch dieser Imker muss ein von Bakterien befallenes Volk töten, ehe sich andere Völker anstecken, und eine Königin umbringen, die sich mit Drohnen einer anderen Rasse gepaart hat, da er seine alte Landrasse rein halten und bewahren möchte.
Er und der Erzähler des Films berichten von ihren Vätern und Großvätern, die bereits geimkert haben, und geben Einblicke, wie sich das Verhältnis zu den Bienen und ihrer Bestäuberleistung im Laufe der Zeit verändert hat.
Großimker – Bienen in Massentierhaltung
Ein Großimker vermietet seine Bienenvölker an Plantagenbesitzer, damit die Bienen dort die Pflanzen bestäuben. Für ihn steht ganz klar das Geld an erster Stelle, das er mit den Bienen verdienen kann: 600.000$ für 4.000 Bienenvölker. Die Bienen summen um ihn herum, während er erzählt – „That’s the sound of money.“
Die Bienen leiden unter den Fungiziden, die in den Plantagen gespritzt werden. Ist die Blüte in einer Plantage vorüber, werden die Bienenstöcke in LKWs geladen und weiter transportiert, um in der nächsten Plantage zu bestäuben. Auf den Plantagen kommen 1,5 Millionen Völker zusammen, 2/3 aller Bienenvölker Amerikas. Krankheiten können sich so leicht und schnell ausbreiten und werden mit jedem Transport weiter durch das Land geschleppt. Um den Verlust von Völkern auszugleichen, werden die Völker auseinander gerissen und neu zusammengesetzt; neue Königinnen werden von FedEx geliefert.
Für die Tiere bedeutet dies alles enormen Stress. Die Folge: Die Tiere sind geschwächt und anfälliger für Schädlinge und Krankheiten, wodurch mehr Völker sterben. Werden die Bienen nach der Reise mit Zuckerwasser aufgepäppelt, wird ihnen auch Antibiotika verabreicht. In ganz Nordamerika, Europa und China kann keine Biene mehr ohne Antibiotikazugabe leben.
Wüste ohne Bienen
Mao ordnete an, dass alle Spatzen getötet werden, damit sie den Menschen nicht das Getreide wegfressen. Als Folge gab es Ungezieferplagen, denen man mit Pestiziden Herr werden wollte. Aber auch die Bienen starben durch den Gifteinsatz.
Was geschieht, wenn so viel Gift versprüht wird, dass es keine Bienen mehr gibt, kann man in einigen Regionen Chinas sehen. Die Felder und Plantagen, die gezeigt werden, sehen aus wie Wüsten: Nicht ein Insekt ist zu sehen. Als Folge davon übernehmen die Menschen das Bestäuben. Wanderarbeiter sammeln per Hand Blüten, damit der Pollen gewonnen werden kann, und bestäuben per Hand die Blüten. Die Universität in Peking forscht in der Fragestellung, ob Menschen oder Bienen die besseren Bestäuber seien. Die Antwort ist eindeutig: Nicht der Mensch.
Bienenzucht weltweit
Um den Honigertrag pro Volk zu steigern und die Völker friedlicher zu machen, werden die Königinnen gezielt gezüchtet. Die Königin eines Volkes wird getötet und dem Volk neue Königinnenlarven vorgesetzt, die großgezogen werden. Kaum sind die Königinnen geschlüpft werden sie mit einem kleinen Hofstaat verpackt und um die ganze Welt geschickt. Bienen sind längst eine Ware geworden und leiden wie andere Nutztiere unter der Massentierhaltung, in die sie gezwungen werden. Auch, wer sich vegetarisch ernährt, ist damit abhängig von industrieller Massentierhaltung.
Killerbienen– Die Rettung?
Die Kreuzung europäischer und afrikanischer Bienen, die „afrikanisierten Honigbienen“, sind vielen nur als Killerbienen bekannt, die angeblich schon hunderte von Menschen getötet haben. Sie sind aggressiver, aber auch widerstandsfähiger als ihre friedlichen Verwandten: Die Milben, die andere Völker ausrotten, machen ihnen scheinbar nichts aus.
Versuche, sie friedlicher zu züchten, scheiterten allerdings: Ersetzte man ihre eigenen Königinnen durch friedliche Tiere, wurden diese getötet und eigene, aggressive Königinnen aufgezogen.
Ein Imker erzählt von seinen Erfahrungen mit diesen Bienen und kommt zu dem Schluss, dass er zwar nun einen Imkeranzug tragen und deutlich vorsichtiger mit den Tieren umgehen muss, sie dafür aber mehr Honig geben und dieser keine Chemikalien enthält. Ob diese aggressive Bienenart die geschwächte Honigbiene ersetzen kann ist allerdings fraglich, denn ihre Aggression würde es nötig machen, dass wir unsere Haltung ändern und uns ein Stück weit an sie anpassen.
Fazit
Die Bienen sterben nicht wegen der Milben, der Pestizide, den Haltungsbedingungen oder den anderen Faktoren. Es ist die Summe all dieser Dinge, die ihnen und damit uns das Genick bricht. Eins ist allerdings eindeutig: Egal, ob wir versuchen die friedliche Honigbiene zu retten oder auf Killerbienen umsteigen wollen – wir müssen umdenken und begreifen, dass jeder Einzelne von uns von den Bienen abhängig ist.
Vielen Dank für die sehr gute Rezension. Ich kannte den Film bisher nicht, werde aber versuchen, diesen noch anzuschauen.