In der Themenwoche vom 5.-11.11. wollte Pro7 sich ganz den sozialen Netzwerken widmen. Nun können mich Sendungen wie Galileo und Taff normalerweise nicht hinter dem Ofen hervorlocken, in diesem Fall bestand aber ein berufliches Interesse an den Beiträgen: Wie werden soziale Netzwerke der Gesellschaft präsentiert und welche Themen aus dem Social Web werden angesprochen?
Ich erfuhr erst am Sonntag von dieser Themenwoche, konnte die vorigen Beiträge aber als Stream auf der Pro7 Seite anschauen. Da die Seite für meinen Geschmack ziemlich unübersichtlich ist, kostete es allerdings einige Sucharbeit, bis ich alle Beiträge gefunden hatte.
Beschrieben wurden die Inhalte der Themenwoche auf der Galileo Seite unter anderem so:
„In der “Social Network Week” vom 5. bis zum 11. November 2012 berichtet das ProSieben-Wissensmagazin jeweils täglich ab 19.05 Uhr über Tipps, Tricks und Trends aus der Social-Media-Welt.“
Dieser Beschreibung wird die Themenwoche nicht gerecht. Statt die angesprochene Social-Media-Welt vorzustellen, beschränkt sich die Berichterstattung auf Facebook. Ein Gutteil der Beiträge ist eher auf voyeuristische Bedürfnisse und seichte Unterhaltung ausgelegt und dient weniger der Informationsvermittlung. Auf eine nähere Beschreibung diverser Experimente verzichte ich an dieser Stelle und konzentriere mich auf die in den informativeren Beiträgen angesprochenen Themen.
Die Macht des Shitstorms
Galileo geht auf die Frage ein, was ein Shitstorm ist, wie er entsteht er und was man am besten tut, wenn man Opfer eines solchen Phänomens wird. Social-Media-Experte Mirko Lange erklärt im Interview, welche Faktoren zusammentreffen müssen, damit ein Shitstorm entsteht, und gibt Tipps, was zu tun ist, wenn man Opfer eines Shitstorms geworden ist.
Die Tipps sind gut und ganz unterhaltsam präsentiert. Besser, als unsachliche negative Kommentare wie hier vorgeschlagen einfach zu ignorieren wäre es aber, schon bevor ein Shitstorm entsteht in der Netiquette oder den Guidelines festzulegen, wo man die Grenze zieht. In diesem Fall können beleidigende und unsachliche Kommentare auch mit Bezug auf diese Netiquette gelöscht werden.
Datenhandel – Wie viel bin ich online wert?
Galileo beschäftigt sich mit der wertvollsten Ware im Netz, dem Datenhandel. Dass der Handel mit Userdaten ein gigantisches Geschäft ist, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie die Tatsache, dass nicht nur Facebook Daten sammelt, um damit Gewinne zu erzielen. Denn je zielgerichteter Werbefläche verkauft werden kann, desto wertvoller wird sie. Am Beispiel einer fiktiven Designerin werden die verschiedenen Möglichkeiten aufgeführt, im Internet zielgerichtet eigene Produkte zu bewerben und an die begehrten Daten zu gelangen.
Ebenfalls vorgestellt wird auch die Möglichkeit, selbst Geld zu verdienen, indem man sich für das „liken“ von Seiten bezahlen lässt. Leider wird mit keinem Wort erwähnt, dass es nicht nur verpönt ist, sich Fans zu kaufen, statt Kunden von den eigenen Produkten zu überzeugen und zu „echten“ Fans zu machen, sondern dass eine gekaufte Fanbase keine Hilfe ist, wenn man z.B. Opfer eines Shitstorms wird, da nur echte Fans sich in einem solchen Fall dem Shitstorm entgegenstellen werden.
Hellsehen dank Facebook
Bei Taff lässt ein Schauspieler Passanten in dem Glauben ein Hellseher zu sein, indem er sie mit Detailwissen aus ihrem Privatleben überrascht. Am Ende werden die Probanden aufgeklärt, dass die Kollegen des Schauspielers ihre Facebook Seiten überprüft und dem vermeintlichen Hellseher per Knopf im Ohr die entsprechenden Daten mitgeteilt haben. Der Beitrag sollte darauf aufmerksam machen, wie viele persönliche Daten größtenteils unbewusst ins Netz gestellt werden.
Als irreführend empfinde ich den Tipp des Internetprofis, einmal die eigenen Daten im Internet zu sichten und ggf. zu löschen. Nicht umsonst heißt es, dass das Internet nichts vergisst. In schlimmen Fällen kann man sicherlich entsprechende Agenturen beauftragen, peinliche Bilder oder ähnliches so weit es geht aus dem Internet zu entfernen. Aber generell sollte sich jeder bewusst sein, dass alles, was einmal ins Internet gelangt ist, nie mehr endgültig gelöscht werden kann. Die Prämisse ist, unabhängig von Privatsphäreeinstellungen nur Inhalte ins Internet zu stellen, bei denen man auch einverstanden wäre sie am nächsten Tag auf der Titelseite der großen Tageszeitungen zu sehen.
Weitere angesprochene Themen und ein Fazit zu dieser Themenwoche folgen im zweiten Teil dieser Miniserie.