Wenn Du im Social Web verstanden werden willst, ist die richtige Wortwahl nur die halbe Miete. Schließlich nützen die treffendsten Beschreibungen nichts, wenn sie in unüberschaubar langen Schachtelsätzen stecken.
Nachdem es im ersten Teil dieser Minireihe um die richtige Wortwahl ging, schauen wir uns nun an, wie Du einen guten Beitrag formulieren kannst.
In der Kürze liegt die Würze
Womit ich eine Floskel verwendet habe, die man ja eigentlich vermeiden sollte.
Aber in diesem Fall ist sie nicht nichtssagend, sondern sehr wahr: Fasse Dich kurz, bzw. konzentrier Dich auf das Wesentliche. Die sozialen Netzwerke sind voll mit den verschiedensten Beiträgen. Dadurch sinkt die Zeit spürbar, die ein Nutzer mit jedem einzelnen Beitrag verbringt. Damit Deine Beiträge also gelesen werden, musst du sie spannend formulieren und nicht die Zeit des Lesers mit unwichtigen Informationen verschwenden.
Die Begrenzung auf 140 Zeichen bei Twitter ist in meinen Augen deshalb eine vorteilhafte Einrichtung, denn sie zwingt jeden, sich konzentriert kurz zu fassen. Sich anzugewöhnen, Beiträge kurz zu halten, ist auch für andere Netzwerke nützlich. Denn z. B. auch auf Facebook kommen Meldungen mit wenigen Worten in der Regel deutlich besser an als lange Texte. Zwar bist Du hier nicht so eingeschränkt wie auf Twitter, aber zu weit ausholen solltest Du dennoch nicht.
Eine Message reicht
Und auch, wenn Deine Fans und Follower längere Beiträge bis zum Ende lesen, muss die Botschaft darin deutlich sein. Wenn sie sich am Ende fragen, worauf Du eigentlich hinaus wolltest, hast Du eine Chance vertan. Ehe Du einen Beitrag veröffentlichst, solltest Du Dir bewusst sein, welche Botschaft Du vermitteln willst. Versuche also nicht, mehrere Punkte in einem Beitrag abzuhaken. Das führt zu Chaos, und Deine Kernbotschaft verwässert. Schreibe lieber für jede Information einen eigenen Beitrag.
Ausnahmen davon sind Listen oder thematisch zusammenhängende Informationen. Eine (kurze) Liste eignet sich zum Beispiel, wenn Du verschiedene Kleinigkeiten aufführen willst, die jeweils für sich genommen keinen Beitrag rechtfertigen. Versuche aber dennoch, die einzelnen Punkte der Liste thematisch aneinander anzugleichen.
Beispiel: „Großer Frühjahrsputz! Der Blog hat ein neues Design, die Facebook-Seite eine neue Headergrafik und auf Twitter habe ich mein Profilbild geupdatet.“
Sätze formulieren – nicht zu lang, nicht zu kurz
Eigentlich selbsterklärend, aber manchmal gehen beim Formulieren doch die Pferde mit einem durch. Kontrolliere deshalb am Ende, ob Du unnötige komplizierte Satzkonstrukte gebaut hast, die das Verständnis erschweren. Zu lange und verschachtelte Sätze vertreiben Deine Leser, denn es ist anstrengend, sie zu lesen und zu verstehen.
Zu viele kurze Sätze haben aber auch einen Nachteil. Sie wirken hölzern. Wie ein Aufsatz von Drittklässlern. Sie machen keinen Spaß zu lesen. Sie hemmen den Lesefluss.
Merkst Du, was ich meine? Es kommt also darauf an, das richtige Mittelmaß zu finden. Denn auch, wenn Deine Fans und Follower gut verständliche Beiträge lesen wollen, wollen sie gleichzeitig nicht das Gefühl haben, dass Du mit ihnen wie mit einem Kleinkind redest.
Eine fixe Regel für die perfekte Satzlänge gibt es nicht. Aber es gibt eine Daumenregel: Mehr als ein Nebensatz ist zu viel. Formuliere lieber zwei Sätze, statt ein Monster zu erschaffen.
Satztempo
Mit ein paar Tricks kannst Du subtil die Geschwindigkeit formulieren, dass Du vermitteln willst. So sind kurze Sätze aktionsgeladener und vermitteln Tempo, während lange Sätze das Tempo drosseln. Willst Du Dein Produkt mit Energie und Aktion in Verbindung bringen, wecke Deine Leser entsprechend auf und beginne Deine Beiträge mit einem Schlagwort oder einem kurzen Satz.
Aber auch bei „gemächlicheren“ Themen ist es gut, den Beitrag mit der Kernaussage zu beginnen. Betrachte es als Einleitung, die den Leser an die Hand nimmt und durch Deinen Beitrag führt. Wenn die Einleitung nicht funktioniert, weil sie ihre Botschaft nicht vermittelt oder unverständlich formuliert ist, wird der folgende Beitrag nicht gelesen.
Die Kunst des Streichens
“Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.” – Antoine de Saint-Exupéry
Und das gilt auch für Deine Beiträge. Wenn Du glaubst, dass Du fertig bist, prüfe sie noch einmal kritisch: Sind sie nicht doch zu lang, weil Du unbedingt ein bestimmtes Wortspiel verwenden oder auf eine Nebeninformation hinweisen wolltest? Streiche rigoros alles, was zu viel ist, auch wenn es schön ist. Natürlich darfst Du hin und wieder mal etwas weiter ausholen. Die Regel beim Formulieren sollte aber sein, dass Du Dich wirklich auf die Kernbotschaft konzentrierst.
Blogartikel formulieren
Anders als in den sozialen Netzwerken kannst und sollst Du auf Deinem Blog den Raum nutzen, lange Artikel zu schreiben. Dies erfordert natürlich eine andere Struktur, denn ein Fließtext mit 25 Worten auf Facebook ist ganz anders zu lesen als ein Fließtext mit 700 Worten auf Deinem Blog. Das heißt: Bei langen Texten musst Du auf die Struktur achten, um Deine Leser zwischendurch nicht zu verlieren. Die oben aufgeführten Stilmittel funktionieren natürlich auch hier.
Gerade bei Blogartikel ist es wichtig, dass Du eine Kernbotschaft hast, den roten Faden nicht verlierst und eine gut lesbare Struktur hast. Nutze Zwischenüberschriften und Absätze, um das zu erreichen. Denn auch der beste Text wird nicht gelesen, wenn er ein unstrukturiertes Monster ist.
Hier findest Du noch mehr Tipps für spannende Blogartikel und gute Überschriften, die Leser anziehen.
Wie gehst du vor, wenn Du Beiträge für soziale Netzwerke oder Blogartikel formulierst? Wir sind gespannt auf Deine Tipps!
Hallo Frau Bitomsky,
der 2. Teil gefällt mir auch sehr gut. In den sozialen Netzwerken versuche ich, mich kurz zu fassen und es auf den Punkt zu bringen, wenn ich einen Artikel teile. Mir gefällt die Zeichenbeschränkung bei Twitter. Bei meinen Blogartikeln schreibe ich erst, dann streiche ich beim wiederholten Lesen Füllwörter, mache aus zu langen Sätzen 2 Sätze, strukturiere um. Ein Text muss übersichtlich sein und einen roten Faden haben. Das ist beim Schreiben in der Regel nicht auf Anhieb möglich, aber beim wiederholten Lesen.
Viele Grüße
Claudia Dieterle
Vielen Dank für das Lob 🙂
Mir geht es ebenso; ich überarbeite die Rohfassung meiner Blogartikel auch noch mindestens ein- oder zweimal. Und vor der Veröffentlichung liest Stefanie Norden sie noch einmal quer, um den letzten Feinschliff vorzunehmen. Vier Augen sehen doch mehr als zwei, und manchmal wird man ja etwas textblind bei eigenen Werken.
Sehr wichtig für gute Texte ist in meinen Augen auch, dass man seine eigene Stimme findet. Wer versucht in einem fremden Stil zu schreiben, der ihm eigentlich gar nicht liegt, wird sich schwer tun. Mir selbst gehen Artikel wesentlich leichter von der Hand, wenn ich sie in meinem eigenen Schreibstil verfassen kann, und aus den Rückmeldungen und Reaktionen darauf erkenne ich auch, dass sie bei den Lesern dann deutlich besser ankommen.
Viele Grüße
Frauke Bitomsky